Elfriede Langeloh (1882 - 1960)

 

Mai 1945: Köln liegt in Trümmern. Die Museen haben schon lange vorher ihre Sammlungen auch an Orte ausgelagert, die nun in der amerikanischen oder französischen Besatzungszone liegen. Wie gut, wenn man nun damit beauftragt ist, diese Sammlungen zu betreuen und so den Nachteilen der zerstörten Großstadt entfliehen kann. Professor Wilhelm Ewald kümmert sich mit einigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen um die Depots in der amerikanischen Zone. Zu seinem Stab gehört auch die auf Fayencen spezialisierte Kunsthändlerin Elfriede Langeloh, die zuweilen jedoch auch mit Gemälden handelte.[1]  Selbstverständlich nutzen die Kunstschutzoffiziere der US-Army die Gelegenheit und befragen Frau Langeloh immer wieder einmal. Zum Beispiel am 3. Mai 1945 in Wiesentheid. Hauptsächlich  interessieren Sie sich für den Verbleib jüdischer Sammlungen, Hans W. Lange und ihre Geschäftsverbindung zu Walter Bornheim. Ob sie eher viel oder eher weniger mit Adolf Wüster zu tun hatte, weiß ich nicht. In jedem Fall hat sie eine deutliche Meinung zu ihm, die sich im Protokoll dann so niederschlägt:

 

„A very bad man is Konsul Wüster, a former small dealer, responsible fort he organization of Ribbentrop’s art collection, through the Foreign Office, and his position as consul-general in Paris. His wife was Swedish, and she may have served as Rosenberg outlet in Sweden. Wüster would stop at nothing, used the Gestapo etc.“[2]

 

Starker Tobak. Solche eindeutig abwertenden Äußerungen über Kollegen bekamen die Kunstschutzoffiziere nur höchst selten zu hören. Interessante Spuren, die sie da legt. Resultieren sie aus Gerüchten oder hat sie persönlich schlechte Erfahrungen mit Herrn und Frau Wüster gemacht? Schließlich hatte sie einen engen Bezug zu Paris.[3] Warum schwärzt sie sie nun an? Ich werde das mal im Auge behalten.

 

 

 

[1] Zur Beteiligung Langelohs an der „Verwertung“ jüdischen Eigentums siehe Anja Ebert: Die Sammlung Igo Levi. „Versteigert“ im Germanischen Nationalmuseum? In: Gekauft –Getauscht –Geraubt? Erwerbungen zwischen 1933 und 1945. Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung. Nürnberg 2017, S. 192, 195-196.

[2] https://www.fold3.com/image/295525763
[3] Gloria Ehret: Golden Girls: 100 Jahre Langeloh Porcelain. Auf der Website:  Weltkunst vom 21.10.2019