Gros, Antoine-Jean (1771-1835):
Study of Horsemen and Horses, Öl auf Lwd., 9 3/4 x 33 in [ca. 25 x 84 cm]
Leihgabe Adolf Wüsters zu einer Wanderausstellung, die an folgenden Orten gezeigt wurde:
Ausstellungskatalog:
Gros, Géricault, Delacroix, Loan Exhibition for the Benefit of the Sauvegarde de l'Art Français, M. Knoedler and Company, New York, November 21-December 10, 1938,
p.24
[Link zum Gemälde in der Frick Art
Reference Library]
Die Dame in Rot, um 1911 von Oskar Kokoschka geschaffen, befindet sich heute im Milwaukee Art Museum. Bedauerlicherweise liefert die Website des Museums keine Angaben zur Provenienz dieses Werkes und die Auflistung der Ausstellungen, in denen es gezeigt wurde, lässt kaum Rückschlüsse auf die zahlreichen Besitzerwechsel zu. Dank des online verfügbaren Werkkatalogs der Fondation Oskar Kokoschka erfahren wir jedoch mehr über die Provenienz der Dame in Rot. Folgende Eigentümer/Auktionen werden dort aufgeführt:
Schaut man sich diese Provenienzkette an, so springen bereits auf den ersten Blick einige Namen in’s Auge, die immer wieder auftauchen, wenn es um den verfolgungsbedingten Entzug von Kunstwerken oder die Vermarktung sog. „entarteter“ Kunst in der Zeit des Nationalsozialismus geht. Zudem wirkt diese Kette lückenloser, als sie es tatsächlich ist.
Hervorheben möchte ich lediglich, dass hier Nadine Wüster als Vorbesitzerin des Gemäldes genannt wird. (Warum nicht Adolf Wüster?) Nachweisbar ist, dass sich die Dame in Rot spätestens 1956 im
Eigentum Nadine Wüsters befindet und sie das Gemälde 1958 zur Kokoschka-Ausstellung nach Den Haag verleiht.[2]
Irritierend ist, dass es hier so aussieht, als ob sie das Gemälde nach 1950 von Christoph Bernoulli erworben hätte, Roman Norbert Ketterer hingegen 1988 angibt, dass es von Bernoulli über
die „Buchholz Gallery (= Valentin Gallery), New York“ in die Sammlung Adolf (!) Wüsters gelangt sei.[3]
Weitere Fragen wirft auf, dass Hugo Simon 1947 als Leihgeber des Werkes für die Kokoschka-Ausstellung in Zürich ebenso belegt ist, wie für die 1950 in München.[4]
Zu Zeitpunkten also, wo er in den genannten Provenienzlisten nicht mehr als Eigentümer genannt wird.[5]
Da Hugo Simon 1950 stirbt, ist von einem nachfolgenden Besitzerwechsel auszugehen. Ungeklärt bleibt also, in wessen Händen sich das Gemälde seit dem Ende der 1940er Jahre bis 1956 befand und von
wem die Wüsters es zu welchem Zeitpunkt erworben haben. Unzweifelhaft ist zumindest, dass es 1961 in Ketterers Stuttgarter Kunstkabinett für einen Zuschlagspreis von 60.000 DM an Mrs. Harry Lynde
Bradley, New Orleans weiterveräußert wurde.[6]
Höchstwahrscheinlich im Auftrag der Wüsters.
(Stand 06/2020
P.S.: Die "Lady in Red" Kokoschkas, die von Ernst Rathenau in der Privatbank Merck, Fink & Co deponiert worden war und dort von den Nazis beschlagnahmt wurde (fold3), ist nicht identisch mit dem oben behandelten Gemälde. Vielmehr handelt es sich um das 1945 verschollene, heute als "Dame mit Stuartkragen" bezeichnete Werk.
[1] Im Auktionskatalog schlicht als „Damenbildnis“ bezeichnet https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/fischer1939_08_23/0120
[2] Laut freundlicher Auskunft von Katharina Erling/Fondation Oskar Kokoschka (mail vom 19.05.2020)
[3] Ketterer, Roman Norbert: Dialoge. Stuttgarter Kunstkabinett Moderne Kunst. Stuttgart /Zürich 1988, S. 392
[4] Hinweis Katharina Erling/Fondation Oskar Kokoschka (mail vom 20.05.2020).
[5] Noch immer ist das Gemälde als Verlust Hugo Simons bei lostart gemeldet.
Warum? Leider blieb bislang eine Anfrage bei der Rechtsanwaltskanzlei, die diese Suchmeldung dort eingestellt hat, unbeantwortet. (Stand:
03.06.2020)
[6] Ketterer 1988, S. 392
Andre Derain (1895-1914): Bäume Cagnes,
1910, Öl auf Lwd., 38 x 46 cm, sign. 'Derain' (u.r.); sign. 'Derain' (Rücks.)
"Provenance
Ob es sich hierbei um die vollständige Provenienzkette handelt, weiß ich nicht. Hervorzuheben ist, dass auch hier Nadine Wüster als Besitzerin genannt wird.
[1] Alle Angaben aus Auktionskatalog Christie's: Sale 6225, Impressionist & Post Impressionist Art, London, 7. Dezember 1999, Lot 135, verkauft für GBP 29.900 - Immer wieder bedauerlich, dass auf den Internetseiten der Auktionshäuser die Provenienzen nicht in die Suchfunktion eingebunden sind.
"Diego Rivera (1886-1957): Phoenix,
signed and dated 'Diego Rivera 31' (lower right)
watercolor and black chalk on paper laid on masonite
11 x 15 5/8 in. (28 x 39.7 cm.)
Executed in 1931.
Provenance
Wahrscheinlich hat Wüster dieses Gemälde direkt von Rivera erhalten, da beide miteinander befreundet waren. Nicht nur hier erscheint Wüster mit Professorentitel. Wer ihm den Titel wann "verliehen" hat, ist mir unbekannt.
[1] Alle Angaben aus Auktionskatalog Christie's: Sale 2600, Latin American Sale, New York, 20 - 21 November 2012, Lot 2600
Provenienz
+ Stuttgart, Stuttgarter Kunstkabinett, Katalog-Nr. 1022, Zugang 20. Auktion, Dauer 1954.11.24-1954.11.27
+ München, Wüster, Adolf, Dauer -1954.11.27
+ Paris, Galerie Kahnweiler
Weitere Angaben zu Provenienzmerkmalen, Literatur und Ausstellungen finden Sie im Marburger Bildindex
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