Spätestens im Oktober 1944 gerät Adolf Wüster ins Fadenkreuz der MFAA („Monument Men“ - and Women). Mit einem kurzen, aber gewichtigen Memorandum macht der britische Squadron Leader Douglas Cooper (MFAA/CCG)[1] die Roberts Commision auf drei Kunsthändler aufmerksam, die während der Besatzung Frankreichs in besonderem Umfang Kunstwerke ins Deutsche Reich transferiert haben sollen. An erster Stelle nennt er Adolf Wüster, gefolgt von „Count Angelo Trotti“ (das ist Renato Avogli-Trotti) und dem Händler Fabiani. Für weitere Auskünfte, um die er bittet, empfiehlt er den Maler und Kunstsammler Richard Goetz, der über zehn Jahre geschäftlich mit Wüster kooperiert habe, sowie den Kunsthändler Paul Rosenberg, die beide nun in New York leben und also für amerikanische Ermittler leicht erreichbar sind.

Deutlich wird auch, dass Cooper (1911 -1984) als Kunsthistoriker, vor allem aber als vermögender Kunstsammler über intime Kenntnisse des französischen Kunstmarkts verfügt. Adolf Wüster, mit dem er sich in den 1930er Jahren mehrfach getroffen hat, ist ihm persönlich ebenso bekannt wie Avogli-Trotti (1875 - 1946) und wohl auch Richard Goetz (1874 - 1954) und Paul Rosenberg (1881-1959). Was er nicht weiß: Wüster und Goetz waren schon vor dem ersten Weltkrieg miteinander befreundet.

Ein gutes Jahr, nachdem Wüster Paris verlassen hat, gerät auch er  in den Blickpunkt der französischen Öffentlichkeit. Wie auch Isidor Rosner und Gustav Rochlitz. Obwohl seitens der alliierten Untersuchungskommissionen schon viel über seine Aktivitäten während der Besatzungszeit bekannt ist, werden in der Berichterstattung über ihn oft Halbwahrheiten und Gerüchte verbreitet. So wird "Vuster" hier zum Gemälderestaurator mit dem Titel eines Konsuls, der eng mit Emmy Goering verbunden ist. Sicher gelangten Kunstwerke von Fabiani in deutsche Museen. Doch ob Wüster dabei die Preise so erhöhte, dass nur Frau Goering seine Entlassung aus dem Konsulardienst verhindern konnte, ist bisher ebenso wenig belegt, wie seine enge Beziehung zu ihr.