Kontakte Wüsters in der ALIU List of Red Flag Names (1946)

Unter dem Dach des Office of Strategic Services (OSS) erarbeitet 1945/46 eine eigens zur Aufklärung des nationalsozialistischen Kunstraubs geschaffene Einheit, die Art Looting Investigation Unit (ALIU), 16 Berichte zu Einzelpersonen, die in Beschlagnahmungen beziehungsweise den Kunsthandel involviert waren und in diesem Kontext besonders bedeutungsvoll erschienen sowie zum Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, der Sammlung Goerings wie auch zum geplanten Museum in Linz. Im Mai 1946 publiziert diese Einheit ihren Final Report, der alle in diesen Berichten erwähnten Personen mit kurzen biografischen Angaben auflistet: die ALIU List of Red Flag Names.[1] Bis heute bietet diese Liste wichtige Indizien, wenn es darum geht die Provenienzen von Sammlungen und Werken aufzuklären.

 

Darüber hinaus liefert sie auch erste Hinweise, wenn es darum geht, die Netzwerke darzustellen, in denen sich Kunsthändler und Museumsmitarbeiter bewegten. Die Grafik veranschaulicht die Kontakte Adolf Wüsters vor allem in Deutschland und Frankreich, die bereits 1946, nach einer relativ kurzen Bearbeitungszeit, der ALIU bekannt sind. Schon das sind nicht wenige. Und doch sind es, wie wir noch sehen werden, nicht alle. So werden, um nur zwei zu nennen, etwa Hanns Joachim Apfelstaedt (Landesrat bei der Rheinischen Provinzialverwaltung), Hans Wilhelm Hupp (Direktor des Düsseldorfer Kunstmuseums) oder die Kunsthändlerin Maria Gillhausen in der Liste aufgeführt, jedoch ohne eine Beziehung zu Wüster zu konstatieren, obwohl sie nachgewiesenermaßen in engstem Kontakt zu ihm standen. Festzustellen ist auch, dass diese Liste nicht ganz fehlerfrei ist. So taucht in dieser Liste ein Bernhard Rademacher auf, obwohl es sich zweifelsohne um Franz Rademacher, den Kurator des Rheinischen Landesmuseums in Bonn, handelt. Zweifelhaft ist auch, ob wirklich die in der Liste genannte Emilie May-Wismer aus Zürich gemeint ist oder vielleicht nicht eher Maria May, die Ribbentrob nahe stehende und von ihm u.a. mit der Ausstattung deutscher Botschaften beauftragte Textildesignerin.[2]

 

 Zu berücksichtigen ist ferner, dass diese Liste nur selten Auskunft über die Qualität und Intensität der Beziehungen gibt. Bei einigen der genannten Personen, dürfte es sich zudem nur um sporadische Kontakte handeln. Bei anderen hingegen handelt es sich um dauerhafte, über den gesamten Zeitraum währende intensive Geschäftsbeziehungen, ja auch persönliche Freundschaften, die bis zum Ende seines Lebens reichten.

 

Viele Gründe also, diese Liste im Rahmen meiner weiteren Arbeit zu überarbeiten, sie zu korrigieren oder vielmehr zu ergänzen. Denn das Netzwerk Adolf Wüsters reichte weiter, als es hier den Anschein hat.

 



[1] Zu den Berichten der ALIU und der List of Red Flag Names > https://www.lootedart.com/MVI3RM469661_print; Open Art Data verdanken wir einen Auszug, der die Kontakte Wüsters im originalen Wortlaut der Liste wiedergibt.

 

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_May_(Textildesignerin)

 


Das ist nur ein Test!
Das Netzwerk A. Wüsters auf der Basis des ALIU Final Reports
Fachleute merken sofort, dass hier viele Namen und Verbindungen fehlen.
Ich würde mich aber sehr freuen, wenn Sie mir mitteilten, was Sie von dieser Art der Darstellung halten?