4. Januar 1941: Erster Beleg für eine enge Anbindung an die Deutsche Botschaft Paris

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes: Paris 1797
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes: Paris 1797

PAAA RZ 214 101226, f.163
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Bevor Adolf Wüster im Sommer 1942 seinen Posten als Kunstreferent an der Deutschen Botschaft Paris antreten kann, bittet der Unterstaatssekretär Martin Luther mit Nachdruck den Legationsrat Picot beim Auswärtigen Amt darum, bei der Geheimen Staatspolizei ein Gutachten über das Ehepaar Wüster einzuholen. In diesem Kontext weist er darauf hin, dass ihm Wüster selbst angegeben habe, „dass er bis zum Ausbruch des Rußlandfeldzuges für die Abwehr tätig gewesen ist, und zwar insbesondere mit Hilfe seiner Frau, einer geborenen Russin.“ Ob in diesem Kontext Nikolai Pavlovich Sablin, ein Onkel Nadjeschdas, womöglich auch eine Rolle spielte, ist noch nicht geklärt.


PAAA RZ 214_101226, f.170
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Wenige Wochen später geht die Antwort ein, dass über das Ehepaar Wüster bei der Sicherheitspolizei und dem SD karteimäßig nichts Negatives vorhanden sei und dass die beiden "durchaus zufriedenstellend" für die Abwehrstelle des OKW in München gearbeitet hätten.


16. Juli 1942: Dienstvertrag

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes: Paris 1797
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes: Paris 1797

Obwohl Adolf Wüster schon ab Juni 1942 als "wissenschaftlicher Hilfsarbeiter" beim Auswärtigen Amt angestellt ist, erhält er seinen Dienstvertrag erst einen Monat später. Er selbst beschreibt seine Aufgabenstellung etwas verharmlosend in folgender Weise:

"Die Tätigkeit bestand in der Leitung der künstlerischen Ausstattung von Gesandtschaften und Botschaften.  Für die Dauer meiner Tätigkeit wurde mir der Titel eines Konsuls verliehen, um den Verkehr mit den Stellen zu erleichtern." [1]

 

[1] https://www.fold3.com/image/114/26994802

 


13. August 1942: Adolf Hitler ernennt Adolf Wüster zum Konsul

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes: Paris 1797
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes: Paris 1797

Kunstexperte für das Auswärtige Amt

Handschriftl. Entwurf (PAAA Paris 1142)
Handschriftl. Entwurf (PAAA Paris 1142)

Der Tätigkeitsbereich Adolf Wüsters an der Deutschen Botschaft ist umfangreicher, als man zunächst vielleicht annehmen könnte. Häufiger wird er vom Auswärtigen Amt in Berlin bei Kaufangeboten um seine Einschätzung gebeten. Ein Beispiel:

 

1939 bereiten C.F. Foerster und Georg Poensgen in Berlin eine größere Publikation zum Hofmaler Antoine Pesne vor, die auch einen Werkkatalog enthalten soll.[1] Aus diesem Grund rufen sie in der Mai-Ausgabe der Weltkunst Besitzer unbekannter Bilder des Malers dazu auf, sich bei ihnen zu melden.[2] Vier Jahre später, 1943, erinnert sich ein „Bilderhändler“ aus Marseille an diesen Aufruf, den er wohl missverstanden hat, und bietet dem dortigen deutschen Generalkonsul, Edgar von Spiegel, zu einem Gesamtpreis von 1.800.000 FF zwei Gemälde dieses Malers zum Kauf an. Spiegel informiert umgehend das Auswärtige Amt in Berlin. Da dort wohl kein Experte zur Verfügung steht, wird Adolf Wüster um seine Meinung gebeten. Diese fällt recht harsch aus. Er schätzt den Wert der Gemälde auf weniger als ein Viertel der genannten Summe und schließt den handschriftlichen Entwurf seines Antwortschreibens mit den Worten: „Die Absicht von uns Deutschen einen verrückten Preis zu verlangen, ist zu durchsichtig.“[3]

 

 

 

[1] Diese Publikation erscheint erst knapp 20 Jahre später > E. Berckenhagen, P. du Colombier, M. Kühn u. G. Poensgen: Antoine Pesne. Berlin 1958 (mit Werkkatalog)

[2] Weltkunst, 13. Jg., Nr.21 vom 28. Mai 1939, S. 4

[3] PAAA Paris 1142, unpag. – Um welche Porträts es sich handelt, geht aus der Korrespondenz nicht hervor. – In der an das AA gesandten Antwort fehlt der letzte Satz.