Bruno Lohse

[Artikel in Bearbeitung]

 

Wilhelm Peter Bruno Lohse (Düingdorf, Landkreis Osnabrück 17. 09. 1911 - 19. 03. 2007 München)

 

Kunsthistoriker, Kunsthändler

 

  • Mitglied der SS (seit 1933), 1942 zum SS-Obersturmführer ernannt
  • 1937 Eintritt in die NSDAP
  • Von 1941 bis 1944 stellvertretender Direktor des Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg und Zulieferer Hermann Görings
  • 1945 - 1948 in amerikanischer Untersuchungshaft
  • 1948 – 1950 in französischer Haft
  • 1950ff Kunsthändler/“Kunstberater“[1]

[1] Ausführlicher Eintrag zu Lohse bei Wikipedia mit zahlreichen Links > https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Lohse

 

https://www.fold3.com/image/270046094 f


Bruno Lohse wurde am 5. Mai 1945 im Bethanienkloster in Füssen von James Rorimer festgenommen. Hier verfasste er bereits seine erste schriftliche Aussage. Folgende Aussagen in Bezug auf Wüster sind darin enthalten. Sie erscheinen mir deshalb hervorhebenswert, weil  Lohse offenbar versucht, die Bedeutung Wüsters herunterzuspielen. Da sie eng befreundet sind, ist das verständlich. 

 

"Wüster hat mit besonderer Hingebung zunächst die rheinischen Museumsleute bei ihren Käufen unterstützt.""Er war von Reichsaussenminister von Ribbentrop beauftragt, für dessen Privatsammlung zu kaufen. Diese Käufe bewegen sich meines Wissens jedoch in einem sehr bescheidenen Rahmen.""Er war eng befreundet mit dem Comte Trotti, in dessen Haus er zuletzt wohnte.""Wüster hatte einen ausgezeichneten Überblick über den Pariser Kunsthandel und war sehr befreundet mit Fabiani und Schoeller.""Meines Wissens wurde für Göring ein Tausch getätigt.""Durch seinen Hinweis konnte Dr. Göpel für Linz ein bedeutendes Seestück von W. v. d. Velde erwerben, wohl das Hauptwerk des Meisters.""Wüster war auf Grund seines feinen Qualitätsgefühls und seines weltmännischen Auftretens bei den deutschen Kunstkreisen in Paris sehr geschätzt."

"W. befand sich zuletzt bei der deutschen Botschaftsdienststelle in Sigmaringen und beabsichtigt, sobald als möglich nach Frankreich zurückzukehren."

"Ich bin mit der Familie Wüster eng befreundet."

 

 

 

 


https://www.fold3.com/image/270087943
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29.06. 1945 - Card File On Art-Looting Suspects (Roberts Commission) 1945

 

Anfang Juni überstellte man ihn nach Altaussee, wo er zwischen dem 15. Juni und 15. August 1945 mehrfach von James S. Plaut (ALIU OSS) verhört wird.[1] In Altaussee, vielleicht auch auf Schloss Fuschl.[2] Auch dort, im vorher unrechtmäßig von Joachim von Ribbentrop gepachteten Schloss, befand sich nach Kriegsende ein Interrogation Center der Alliierten. Möglicherweise erklärt das die Ortsangabe auf der Karteikarte. Ich möchte jedoch nicht ganz ausschließen, dass die Ortsangabe auch auf einem Irrtum beruhen könnte, der daraus resultiert, dass Wüster als Kunsteinkäufer Ribbentrops auch mehrmals in Fuschl war. Ein Aufenthalt Wüsters in Fuschl am Ende des Krieges ist mir allerdings nicht bekannt.

 

 


[1] Koldehoff, Stefan: Die Bilder sind unter uns. Das Geschäft mit der NS-Raubkunst und der Fall Gurlitt. Berlin 2014 S.131, vor allem aber Emily Löffler: Kunstschutz im besetzten Deutschland. Restitution und Kulturpolitik in der französischen und amerikanischen Besatzungszone (1944-1953). Köln 2019, S.62 und 64ff. -

[2] Auf Schloss Fuschl, das seit 1939 illegal an Joachim von Ribbentrop verpachtet war, befand sich nach Kriegsende eines der Untersuchungszentren der Alliierten.


15. 08. 1945 - Detailed Interrogation Report (DIR) No. 6

 

Lohse hat Wüster durch Wilhelm Jacob Mohnen kennengelernt. Adolf Wüster war nach eigener Aussage Lohses eine seiner fünf wichtigsten Kontaktpersonen in Paris und machte ihn mit verschiedenen Kunsthändlern bekannt, vor allem mit Roger Dequoy und Martin Fabiani.[1]

 

 [1] Aussage Bruno Lohse in Detailed Interrogation Report (DIR) No. 6 (15.08.1945) > https://www.fold3.com/image/270234993